Zum Todestag von Fritz Walter – Von der Magie einer FCK-Legende

Heute vor zwölf Jahren starb Fritz Walter – FCK-Legende, Weltmeister 1954 und Ehrenspielführer der deutschen Nationalelf. Wir erinnern mit einer persönlichen Geschichte von unserem Autor Fabian an den wohl größten Kaiserslauterer aller Zeiten. Der Text stammt aus dem Buch „111 Gründe, den 1. FC Kaiserslautern zu lieben“, 2013 erschienen bei Schwarzkopf und Schwarzkopf (gemeinsam mit Sebastian Zobel). Das Buch ist Teil der Reihe „Wir sind der zwölfte Mann – Fußball ist unser Leben“ und natürlich in der pfälzischen Buchhandlung eures Vertrauen oder im Internet, etwa über Amazon, für 9,95 Euro erhältlich. Der Auszug erscheint an dieser Stelle mit freundlicher Genehmigung des Verlags Schwarzkopf und Schwarzkopf.

Grund 1: Weil Fritz Walter in der Pfalz einfach jedes Kind in seinen Bann zieht.

Als in Kaiserslautern aufgewachsener und halbwegs fußballbegeisterter Junge ist es eigentlich unmöglich, sich nicht in den 1. FCK zu verlieben. Ein persönliches Beispiel: In meiner Grundschulzeit hatte die Dortmunder Borussia ihre ganz großen Jahre, gewann zweimal die Meisterschaft und 1997 sogar die Champions League – was zur Folge hatte, dass einige verwirrte Seelen in der großen Pause tatsächlich in den Dortmunder Continental-Trikots herumliefen. Die Mehrheit aber betete einen Verein an, der gerade zum ersten Mal in die zweite Bundesliga abgestiegen war. Warum ich damals FCK-Fan geworden bin und mich nicht von schwarz-gelben Mächten habe beeinflussen lassen, das liegt im Grunde genommen an zwei Situationen – und einer Person.

Rückblende, Ende Oktober 1995: Fritz Walter wird heute 75 Jahre alt. Ein großer Tag für mich, denn meine Oma hat mich mit in die Innenstadt genommen, unser Ziel ist der alte FCK-Fanshop am Stiftsplatz. Drei Wochen zuvor feierte ich meinen achten Geburtstag, geschenkt gab es unter anderem einen 20 DM-Gutschein, der nun in Fandevotionalien investiert werden soll. Als ich mich mal wieder nicht zwischen den vielen Schals entscheiden kann, betritt ein Reporterteam den Laden – in meiner Erinnerung eines vom Südwestfunk. Prompt hält mir eine Frau ein Aufnahmegerät vor die Nase, ich solle doch bitte etwas zu Fritz Walter sagen. Vermutlich hat sie, wenn überhaupt, erwartet, dass ich den Namen schon einmal gehört habe – und ihn im besten Fall mit den Roten Teufeln in Verbindung bringe.

Als ich dann wie ein Wasserfall anfange, vom Wunder von Bern, den zwei Kaiserslauterer Meisterschaften Anfang der 1950er und von „Fritz-Walter-Wetter“ zu erzählen, werden nicht nur die Augen meiner Oma (Jahrgang 1931) ganz groß. Ohne Fritz Walter jemals persönlich getroffen zu haben, ohne jemals auch nur ein Spiel von ihm gesehen zu haben, war dieser Mann für mich kleinen Steppke schon damals der Allergrößte. Er stand wie kein Zweiter für das, was Fußballnostalgiker heute mit Tränen in den Augen am Kommerzgeschäft Bundesliga vermissen: Vereinstreue, absolute Identifikation, Heimatverbundenheit. Fritz Walter war für den achtjährigen Fabian aus Kaiserslautern ein absoluter Held.

Das hat sich in den Jahren darauf natürlich nicht verändert, ganz im Gegenteil. Zeitsprung ins Milleniumsjahr 2000, inzwischen bin ich in der siebten Klasse angekommen. Wie jedes Jahr veranstaltet mein Gymnasium ein Mittelstufenturnier zwischen allen Klassen von der siebten bis zur zehnten Jahrgangsstufe, es geht um den begehrten Fritz-Walter-Pokal. Als jüngstes Team im Teilnehmerfeld kommt meine Mannschaft sensationell bis ins Finale, wo dann aber beim 0:3 gegen eine körperlich klar überlegene zehnte Klasse Endstation ist. Zunächst untröstlich, gibt es für uns dann doch noch ein Happy End: Fritz Walter ist persönlich vor Ort und überreicht allen Teilnehmern signierte Autogrammkarten. Natürlich habe ich derer schon zu genüge im heimischen Sammelalbum, aber diese eine, die ist eine ganz besondere.

Ich kann mich heute privilegiert fühlen, den großen Fritz Walter einmal persönlich getroffen zu haben. Auch, wenn es nur für wenige Sekunden war. Spätestens seit damals verstehe ich nun, warum Männer im Rentenalter mit Leuchten in den Augen davon erzählen, vor einem halben Jahrhundert mal „gegen den Fritz“ gespielt haben zu dürfen. Und warum rivalisierende Fans zwar Vater und Mutter eines FCK-Anhängers, niemals aber die Lauterer Lichtgestalt beleidigen dürfen. Fritz Walter verstarb im Sommer 2002, doch sein Andenken lebt ewig weiter. Schade ist nur, dass die Kinder von heute niemals die Chance haben werden, ihm einmal persönlich gegenüberzustehen. Bleibt nur zu hoffen, dass deswegen keine Welle schwarz-gelber Trikots über die pfälzischen Schulhöfe rollt.

© Fabian Müller und Sebastian Zobel (2013): 111 Gründe, den 1. FC Kaiserslautern zu lieben. Erschienen bei Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin. 226 Seiten, 9,95 €. Alle Infos gibt es hier und hier.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert