Als mich am Freitagmittag ein Arbeitskollege anrief und fragte, ob und wie er jetzt noch an Tickets für den Auftritt seiner Sankt Paulianer am Samstag in Kaiserslautern kommen könne, musste ich zunächst müde lächeln – die Zeiten, in denen das Fritz-Walter-Stadion schon Tage vor dem ersten Pfiff des Schiedsrichters ausverkauft sind, sind leider Gottes vorerst vorüber. Natürlich konnte mein Kollege noch Karten erwerben, auch noch 90 Minuten vor dem Anstoß und direkt vor Ort. Aber auch wenn das Team nicht mehr die Massen anlockt, wie noch zu Erstligazeiten: es macht unter Coach Kosta endlich wieder Spaß, ins Stadion zu gehen!
35.330 Menschen fanden am vergangenen Samstag den Weg auf den Betzenberg und sie haben es sicherlich nicht bereut, beim 4:1-Heimsieg gegen die Hamburger live dabei gewesen zu sein. Auch wenn es zugegeben nicht das beste Spiel der Roten Teufel und der Spielverlauf weniger eindeutig war, als das Ergebnis am Ende vermuten lässt. Aber egal: Die Mannschaft spielt wieder mitreißenden Fußball, agiert offensiv nach vorne und feuert so viele Torschüsse ab, wie kaum ein Team im Fußball-Unterhaus. Solche Auftritte wie gegen 1860 München, den Karlsruher SC oder phasenweise auch gegen St. Pauli kennt man zuletzt aus den Erstligaspielen gegen Bayern, Schalke oder Stuttgart in der Saison 2010/2011.
Ein wesentlicher Faktor bei der Renaissance des Lauterer Fußball-Genusses dürfte der Trainerwechsel von Franco Foda zu Kosta Runjaic gewesen sein. Ohne nachtreten zu wollen: Aber unter Runjaic spielen die Roten Teufel deutlich offensiver, schneller und offensichtlich auch mit mehr Freunde als zu Saisonbeginn. Unter Foda wirkte das Team, obwohl für Zweitligaverhältnisse so stark besetzt, zuletzt oft seltsam gehemmt und eingeschüchtert – der Auftritt in Aalen lässt grüßen. Den Wandel untermauert auch die Statistik: 1,7 Tore erzielte der FCK unter Runjaic im Schnitt pro Ligaspiel, unter Foda waren es nur 1,4. Zudem schießt der FCK mehr als doppelt so häufig auf das gegnerische Tor als noch an den ersten sieben Spieltagen. Und nicht nur gefühlt sind die Lauterer deutlich häufiger in Ballbesitz als in der Vergangenheit. Man spricht in Fachkreisen (Achtung, eventuell leicht überspitzt) schon vom „besten Betze aller Zeiten“ und frei nach Franz Beckenbauer von einer Unschlagbarkeit „über Jahre hinaus“.
Das kommt auch bei den Zuschauern gut an. Auch wenn in der noch kurzen Ära Runjaic bereits wieder einige Szenen zum Haare raufen dabei waren (man denke an die ausgelassenen Chancen gegen Karlsruhe und in Bochum), honorieren die Fans die veränderte Einstellung ihrer Truppe. Die drei Heimspiele unter dem neuen Coach lockten im Schnitt 37.420 Zuschauer ins Stadion, die ersten drei unter Foda/Schäfer etwa 11.000 weniger. Das mag auch den weniger attraktiven Gegner gelegen haben, zeigt aber den Trend, der momentan in Kaiserslautern herrscht: Man geht wieder lieber ins Stadion, freut sich tatsächlich auch auf Spiele gegen vermeintlich kleine Gegner, hat wieder mehr Hoffnung, dass es mit dem großen Saisonziel Aufstieg klappen kann.
Unabhängig davon, dass weiter Tormöglichkeiten in Hülle und Fülle vergeben werden und noch längst nicht alles Gold ist, was glänzt – und das ist wohl der größte Verdienst von Coach Kosta: Der FCK macht einfach wieder Spaß! Mir zumindest – mein Arbeitskollege ist die rund 130 Kilometer Fahrtstrecke am Samstagnachmittag eher unglücklich nach Hause gefahren.