Man sagt ihm nach, er sei ein Taktiker und ließe oft eine gewisse Emotion, die es im Fußball benötige, vermissen. Dabei hat Tayfun Korkut, der seine Trainerkarriere bei seinem damaligen Verein Real Sociedad San Sebastián in der Jugendabteilung begann, viel mehr zu bieten als trockene Analysen im Fachjargon. Zumindest hinterließ er diesen Eindruck bei vielen FCK-Fans nach seiner ersten Pressekonferenz als neuer Trainer des 1. FC Kaiserslautern.
Den ersten Trainerjob trat er zur Saison 2011/2012 als U-19 Trainer beim VfB Stuttgart an. Dieser Vertrag wurde bereits Ende des Jahres 2011 aufgelöst, da Korkut ein Angebot des türkischen Fußballverbandes bekommen hatte. Dort assistierte er als Co-Trainer bis zum August 2013 Abdullah Avci bis zu dessen Rücktritt.
Danach zog es ihn wieder nach Deutschland, wo er am ersten Januar 2014 als Trainer des abstiegsbedrohten Hannover 96 anheuerte. Somit ist er bis heute einer von zwei türkischstämmigen Cheftrainern im deutschen Oberhaus. Vor ihm trainiere Özcan Arkoc 1977 den Hamburger SV.
Nach 13 sieglosen Spielen war im April 2015 für Korkut bei seiner ersten Saison in Hannover Schluss. Man ging so weit, dass man Korkut selbst die Schuld daran gab, dass einer ganzen Stadt die Lust am Fußball abhandengekommen sei. Dass dies in Kaiserslautern nicht passiert, dafür macht Korkut in den ersten Minuten nach Amtsantritt klare Vorgaben: „Wir wollen die Fans wieder begeistern, vor allem zu Hause müssen wir den Fans etwas bieten und bessere Ergebnisse liefern als in der letzten Runde.“
Auch Uwe Stöver zeigt sich von der Auswahl überzeugt: „Wir suchten jemand mit Leidenschaft, Emotion und der nötigen fachlichen Kompetenz“, so der neue Sportvorstand. Klingt zunächst nach alles anderem als einem emotionslosen, taktikfanatischen Lehrmeister, dem gleich nach Verkündung der Personalie eine Ähnlichkeit mit Kosta Runjaic nachgesagt wurde.
Doch Korkut besitzt die Qualitäten neben ballbesitzorientiertem Fußball, eine Mannschaft auch an den richtigen Stellen packen zu können. Das stellte der ehemalige 96-Coach vor allem zu Beginn seiner damaligen Amtszeit unter Beweis. Jetzt, nach einem Jahr Auszeit, will er aus alten Fehlern lernen und den FCK dorthin führen, wo er nicht nur seiner Ansicht nach hingehört, in die Beletage des deutschen Fußballs.
Doch auch der so treuen und stolzen Fangemeinde sollte klar sein, dass keine Wunder zu erwarten sind, sondern endlich kontinuierlich gearbeitet werden muss. Dazu gehört auch eine Attitüde, die den Anhängern in der Vergangenheit oft fehlte: Geduld!
Bliebe zuletzt dem neuen Coach alles Gute für seine kommende Aufgabe beim geilsten Verein der Welt zu wünschen! Willkommen in der Hölle, Tayfun! Oder um es mit den Worten des Vorstandsvorsitzenden Thomas Gries zu sagen: „Er hat das Feuer in den Augen, das es braucht, um hier das Feuer in der Hölle wieder zu entfachen. Er ist der Richtige, um hier einen Wirbelsturm zu entfachen, wie sein Name ja auch sagt.“
Text: Alexander Krist