Exakt 30 Jahre ist es her, dass die Stadt Kaiserslautern ihren bislang letzten Ehrenbürger ernannte – einem gewissen Fritz Walter wurde 1985 die seltene Ehre zuteil. Nun verleiht der Stadtrat den Titel zum zweiten Mal an einen Herren aus dem Dunstkreis des FCK, nämlich an Ex-Präsident Norbert Thines. Einen Tag vor seinem 75. Geburtstag kann sich Thines damit nicht nur Träger des Ehrenrings, der Goldenen Stadtplakette und des Bundesverdienstkreuzes nennen, sondern auch Ehrenbürger der Stadt Kaiserslautern.
Thines (l.) mit Stefan Kuntz an seinem 70. Geburtstag (Foto: fck.de)
Geehrt wird Thines allerdings nicht wegen seiner Verdienste rund um den 1. FCK, sondern wegen seines ehrenamtlichen Engagements. Er werde mittlerweile als soziales Gesicht der Barbarossastadt bezeichnet und sei weit über die Grenzen Kaiserslauterns hinaus bekannt, heißt es in der Begründung des Stadtrats. Vielen anderen würde das runter gehen wie Öl. Wer Norbert Thines kennt, weiß aber: dem bescheidenen Ex-Funktionär dürfte es eher unangenehm sein, so sehr über den grünen Klee gelobt zu werden. Zeit seines Schaffens beim FCK, ab 1977 erst als Geschäftsführer, später dann als Vize- und bis 1996 sogar als erster Präsident, übte Thines sich und auch den Verein in Bescheidenheit, versuchte stets, das Bodenständige und die Bindung zwischen den verschiedenen Fan- und Volksgruppen zu erhalten. Umso mehr hat ihn getroffen, wie der FCK in den Jahren nach seinem Abgang von den Herren Friedrich und später Jäggi geführt wurde.
Thines Verdienste um den FCK sind unbestritten. Als stets ehrenamtliches (!) Mitglied fallen in seine Ära nicht nur die größten Erfolge der jüngeren Clubgeschichte (Meister 1991, Pokalsieger 1990 und 1996), sondern auch vermeintliche Kleinigkeiten wie etwa die Einführung von Fanclubs – und das gegen den ausdrücklichen Willen des damaligen Vereinspräsidenten Willi Müller. Mit dem Abstieg in Liga zwei endete 1996 die achtjährige Präsidentschaft des ehemaligen Brauerei-Verkaufsleiters. Hubert Kessler übernahm, dann wieder Atze Friedrich – der Rest ist Geschichte.
In einem Interview mit „11 Freunde“ äußerte sich Thines vor siebeneinhalb Jahren sehr kritisch über die Entwicklungen im modernen Fußballgeschäft und vor allem auch beim FCK. Allerdings nicht als „Nachtreter“ gegen die damalige Vereinsführung, sondern als enttäuschter und desillusionierter Fan der Roten Teufel, die damals kurz vor dem Absturz in die Drittklassigkeit standen. Thines hat aus den Entwicklungen seine Lehren gezogen. Er blieb dem Verein zwar als Edelanhänger erhalten, ein Amt übernahm er aber trotz des einen oder anderen Angebots nie mehr.
Stattdessen engagiert sich Thines seit geraumer Zeit im sozialen Bereich. Er rief den gemeinnützigen Kaiserslauterer Verein „alt-arm-allein“ ins Leben, der sich vor allem um ältere Menschen kümmert. Im Frühsommer warb Thines bei der Aktion „Flüchtlinge Willkommen“ für die Aufnahme von Asylanten – was ihm und dem Verein einige wütende Kommentare von, Verzeihung, absoluten Idioten einbrachte.
Thines lässt sich davon aber nicht beirren – das tat er noch nie und er wird es niemals tun, auch nicht als Ehrenbürger „seiner“ Stadt, als Ehrenbürger von Kaiserslautern. Selbiges galt übrigens auch für Fritz Walter, auch deshalb heute zu Recht eine legendäre Figur der Barbarossastadt. Norbert Thines hat ebenfalls Großes geleistet. Aber solch ein Heldenstatus wie der des großen Fritz wäre ihm vermutlich sehr unangenehm.