In Pokalspielen werden Helden geboren, sagt man – vor allem zwischen den Pfosten. Patric Klandt hielt für seinen FSV Frankfurt drei Elfmeter, sicherte dem Club damit das Weiterkommen. Der Wolfsburger Max Grün kam erst kurz vor Anpfiff für den verletzten Diego Benaglio ins Team, er parierte im Elfmeterschießen zweimal. Und zuletzt war es dem Hamburger René Adler vergönnt, im Elfmeterschießen zum Helden zu werden. Auch er brachte zwei Cottbuser Schützen zur Verzweiflung.
FCK-Keeper Tobias Sippel war bislang nicht gerade als Elfmeter-Killer bekannt. In der ersten Pokalrunde hatte er aber seinen ganz besonderen Moment, als er den Schuss von Sebastian Mrowca parierte und seinem FCK so die Blamage beim Drittligisten Wehen-Wiesbaden ersparte. Für Sippel nach dem engen Rennen um die Nummer Eins mit Nachwuchsmann Marius Müller Grund, mal so richtig durchzuatmen. Zumal er im direkten Torhüter-Duell ja auch noch seinen Vorgänger im FCK-Gehäuse, einen gewissen Florian Fromlowitz, ausstechen konnte.
Für die Kaiserslauterer Fans im Stadion oder zuhause vor dem Fernseher war es jedenfalls eine ungewohnte Situation – unsere Spieler bei einem Elfmeterschießen? Das gibt’s nicht alle Tage, wie auch, so viele Begegnungen, die potenziell erst im Shoot-Out entschieden werden, gibt es bei den Roten Teufeln ja nicht. Was auch am Mangel an anderen Pokalspielen (Europa, Liga, Stadtmeisterschaften) liegen mag. Dennoch, oder gerade deswegen, an dieser Stelle ein großes Lob: Entgegen vieler Fan-Vermutungen, meiner eingeschlossen, gaben sich die Lauterer nicht den Hauch einer Blöße und verwandelten (fast alle) Elfer sicher. Sogar die Youngster Dominique Heintz und Stefan Mugosa zeigten sich sehr abgebrüht.
Offenbar hatten die beiden vorher nicht in die jüngere Lauterer Pokalstatistik geschaut und das war wohl auch gut so. Ein kurzer Exkurs: Seit dem letzten Pokaltriumph in der ersten Abstiegssaison 1996 (viel zu lange her!) musste der FCK sechsmal ins Elfmeterschießen – das Spiel in Wiesbaden ausgenommen – und zog gleich fünfmal den Kürzeren! Vor allem Ende der 1990er und Anfang der 2000er zeigt sich eine fast schon unheimliche Häufung an spannungsgeladenen FCK-Schlachten mit bitterem Ende. Und vor allem das letzte Mal, das Achtelfinale 2005/2006, dürfte den meisten Anhängern noch in schlechtest möglicher Erinnerung sein. Damals wurde der FCK von Schiri Michael Weiner, nun ja, nicht gerade vorzugsweise behandelt und schied zuhause ausgerechnet gegen den FSV Mainz 05 aus. Ferydoon Zandi schläft wegen diesem Spiel heute noch schlecht.
Nur einmal, im Viertelfinale der Saison 2002/2003, behielt der FCK übrigens in den letzten 20 Jahren die Oberhand, damals beim VfL Bochum – und erreichte anschließend sogar das Finale gegen die Bayern. Ein gutes Omen? Wollen wir es hoffen. Tobi Sippel jedenfalls wäre zu allem bereit – sicher auch noch einmal zum Elfmeterkillen.
Die Lauterer DFB-Pokal-Elfmeterschießen der letzten 20 Jahre
1998/1999, FCK – VfL Bochum 4:5 i.E., 2. Runde
1999/2000, Werder Bremen – FCK 4:3 i.E., Achtelfinale
2001/2002, FCK – Bayern München 3:5 i.E., Viertelfinale
2002/2003, VfL Bochum – FCK 3:4 i.E., Viertelfinale
2004/2005, FCK – Schalke 04 3:4 i.E., 2. Runde
2005/2006, FCK – Mainz 05 3:4 i.E., Achtelfinale